YOU´s Letter: 12/24 Dazwischen

Manchmal fühlt sich das Leben so an, dass Altbewährtes verloren geht und Neues noch nicht zu erkennen ist. Das macht unsicher. Wie können wir damit umgehen?

YOU – Persönlichkeitsentwicklung und Coaching

Nicht mehr“ und „Noch nicht“ – Auf dem Weg sein



Lieber wertvoller Mensch,

hast Du nicht auch manchmal das Gefühl in einer Zeit zu leben, die zwischen Ohnmacht und Zuversicht schwebt? Schaue ich die Nachrichten, überkommt mich ein Gefühl der Ohnmacht, welches mir nicht guttut. Die Bilder erzeugen in mir Gefühle von Angst und Sorge. Ich habe hier keinen direkten Einfluss.

Doch es gibt auch Zeiten in meinem Alltag die mich zuversichtlich stimmen. Ich habe dann Hoffnung, dass es gut wird und ich sogar Einfluss nehmen kann. Ich brauche Weisheit, um zu unterscheiden, wo ich gelassen bleiben muss, um die Dinge hinzunehmen oder wo ich anpacken will.

In diesem Zwischenraum will ich dennoch mutig schauen, was ich in meinem direkten Umfeld bewegen kann, was heute sinnvoll erscheint. Wo ich konkret meine Stärken einbringen kann, Tag für Tag, um die Welt ein Stück heller zu machen.

Diese Haltung beschreibe ich gern damit auf dem Weg zu sein im Hoffnungsland. Es ist ein Weg irgendwo zwischen Ohnmacht und Zuversicht, jedoch mit einer inneren Orientierung.

Wie es Dir gelingen kann im Zwischenraum die Balance zu halten und zuversichtlich zu bleiben, davon handelt dieser YOU´s Letter.

Herzlichst
Ellen


Lebenswertes

Dazwischen sein – mutig über Brücken gehen Schritt für Schritt

Auf dem Weg sein – eine Chance Sinn zu finden 

„Abschied heißt was Neues kommt“, so erklingt es im Musical „Der kleine Tag“ von Rolf Zuckowski, welches in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum feiert. Eigentlich ein Kindermusical, doch ich glaube, dass auch viele Erwachsene hier etwas für ihr Leben lernen können.

Es macht Mut sich auf etwas Neues zu freuen und es lässt den Abschied nicht so schwer werden.

Doch was ist das Neue, das mich in die Zukunft treibt oder besser gesagt zieht? Was, wenn ich nun gar nicht weiß, was das neue Hoffnungsvolle sein soll? Was ich erstreben soll und wozu? Wer bin ich eigentlich und was will ich? Was nützt mir eine offene Welt, wenn ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll? Ein neuer Anfang muss her, doch wie? 

Immer wieder gab es auf meinem Lebensweg Prüfungen, Ziele, die erreicht werden wollten. Doch kann es nicht sein, dass bei allem Streben, das wirklich Wichtige verloren geht? Im Ankommen finde ich meist keinen Sinn, sondern wenn ich mein Ziel erreicht habe, stellt sich dann plötzlich eine Leere ein.

Wie finde ich wirklichen Sinn?

Erfolg oder Erfüllung

Wenn meine Klienten auf die Frage:  „Was ist für Dich ein erfolgreiches Leben?“ antworten, sagen 90 %: „Wenn ich meine Ziele erreicht habe!“. Doch reicht das aus für ein sinnvolles Leben? Ziele zu erreichen, stärkt den Selbstwert, das ist sicherlich richtig. Ziele im Blick zu haben aktiviert uns, motiviert uns. Unser Gehirn ist so angelegt, dass der Neurotransmitter Dopamin ausgeschüttet wird und wir bei Erreichen mit Endorphinen belohnt werden. Gut so, doch ist es das, was ein Leben wirklich sinnvoll macht? Von Ziel zu Ziel leben? Wie ist es dann mit Menschen, die ihre Ziele nicht erreicht haben, haben sie kein sinnvolles, erfülltes Leben? Oder, was ist mit Menschen, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind und keine Ziele erreichen können, die sie selbst bestimmen? Ist ihr Leben nicht auch sinnvoll?

Es gibt Menschen, die rastlos immer wieder nach Neuem suchen, Angst haben das Leben zu verpassen und dabei kommen sie kaum bei sich selber an. Projekt an Projekt. Wenn ich erst mal den richtigen Partner, die richtige Partnerin gefunden habe, dann… wenn ich erst mal ein passendes Studium gefunden habe …. ….,wenn dann noch der richtige Job gefunden ist, ….wenn ich erst man Familie habe …. ich dann noch einen Karriereschritt mit besserer Bezahlung gemacht habe … ,gereist bin …, mein Haus gebaut, wieder ein neues Haus, ein neues Auto …, ja dann ist alles gut. Hier will ich dann bleiben. 

Das möchte man dann bewahren, das scheint sinnvoll zu sein oder? Doch letztlich lebt man immer in der Zukunft aber das Leben will heute gelebt werden. Wann ist es dann wirklich genug?

Im Musical „Der kleine Tag“ lebt dieser als kleines Lichtwesen hinter den Sternen und jeder Tag kommt nur einmal auf die Erde. Da ist viel Hoffnung, der kleine Tag ist voller Träume. Er lebt hinter den Sternen zwischen dem „noch nicht“ und dem „nicht mehr“. Er bleibt nicht auf der Erde, denn die Zeit geht und kommt. Er kann nichts festhalten, so wie wir in unserem Leben. Er lernt, dass es wichtig ist das Besondere im Alltäglichen zu sehen, jeden Moment.

Was sagt die Bibel dazu?

Als Christin schaue ich gern in der Bibel nach und lerne von dem, der mir die tiefste Weisheit ist. Hier gibt es eine Erzählung im Buch des Johannes:

Johannes 1,35-39 (Lutherbibel)

Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; 36 und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! 37 Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. 38 Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister[6] –, wo wirst du bleiben? 39 Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s.

Kommt und seht

Jesus hatte keine physische Wohnung, er war nirgendwo äußerlich angekommen. Er hatte bei Gott und Gott bei ihm Wohnung gefunden. Er lebte aus der tiefen Gewissheit in Gott angekommen zu sein. Dies beschreibt eine Haltung und keinen äußeren Zustand. Diese Haltung, aus der Kraft des Glaubens einen inneren Ort gefunden zu haben und damit unterwegs zu sein, will er weitergeben.

Jesus stellt keine Bedingungen, wie z.B. tut erst Buße, bringt erst euer Leben in Ordnung, oder zeigt mir, dass ihr würdig seid mir zu folgen. Es gibt bei dieser Einladung kein „Muss oder ein Wenn …dann“. Diese Einladung ist bedingungslos, für jeden der nach ihm fragt und wo er wohne. Er lädt die Fischer ein seine Jünger zu werden und mit ihm zu gehen, zu sehen und zu erfahren wie ein erfülltes Leben gelingen kann. Die Fischer lassen alles stehen und liegen, weil sie spüren, dass Jesus eine echte Heimat anzubieten hat. Diese sinnvolle Lebenshaltung: „Folgt mir nach – kommt und seht“ kennt äußerlich keine Sicherheiten oder Wohnungen, sondern bedeutet eine innere Heimat zu finden, egal wohin ich gehe. Das lässt mich gelassen werden und mutig zugleich.

Sinn bedeutet unterwegs zu sein, dazwischen zu sein und gleichzeitig orientiert zu sein

Interessant ist, dass das Wort Sinn (hebräisch: Sinan) so viel bedeutet wie „unterwegs sein“, „nach etwas streben“. Es geht nicht um das Ankommen, nicht um das Erreichen eines Ziels. Sinnerleben ist nicht gekoppelt mit dem Erfolg Ziele erreicht zu haben. Bei Sinn geht es um das Zustreben.

Sinnvoll zu leben, bedeutet dann orientiert zu leben.

Der Uhrzeigersinn macht Unsichtbares sichtbar

Ulrich Schnabel hat in seinem Buch „Zuversicht“ eine, wie ich finde gut nachvollziehbare Metapher dafür. Er schreibt, dass es mit dem Sinn im Leben so ist wie mit dem Uhrzeigersinn. Der Zeiger der Uhr kommt nie an. Er gibt uns Orientierung, wo wir uns in der Zeit befinden. Der Zeiger der Uhr macht uns Unsichtbares sichtbar. Wie wunderbar! Das könnte auch bedeuten, dass Sinn damit verknüpft ist, dass Unsichtbares sichtbar wird und mit dem Erleben in die Ewigkeit hineingerettet wird. Was bleibt ist die Liebe, unsichtbar und doch wirksam.

Beispielhaft könnte es in einer „wirklichen“ Begegnung sichtbar werden. Da wo wir uns wirklich sehen. Ich hörte einmal in einem Gespräch im Café, wie sich jemand verabschiedete mit den Worten:“Vielleicht sehen wir uns ja wenn wir uns treffen!“ Ich schmunzelte. Ja, wie oft treffen wir uns und sehen uns nicht wirklich! Wenn wir uns wirklich sehen, dann spüren wir ein Miteinander, eine Resonanz, eine liebende Energie zwischen zwei Menschen im Dialog mit oder auch ohne Worte. Es kann auch nur ein Ansehen, Lächeln und Schweigen sein. Das ist für mich sinnvoll leben. Manche solcher Begegnungen erscheinen mir sinnvoller als meinen Tagesplan abgearbeitet zu haben. Dann wird eine Kraft, die von Herzen kommt plötzlich in den Augen der Menschen sichtbar. Sicherlich hast Du das in Deinen Leben auch schon einmal erfahren.

Im Alltäglichen das Besondere sehen

Wie ist es bei Dir? Wo erlebst Du, so verstanden, sinnvolle Beziehungen? Wo spürst Du, dass Herzen im gleichen Rhythmus schlagen? Wo spürst Du, dass Du mit anderen auf einer gleichen Wellenlänge bist? Wo bist Du eine Zeitlang mit einem Menschen unterwegs und spürst einen „Sinnmoment“ im Hier und Jetzt, der ein Geschenk im Leben ist? So gemeinsam unterwegs zu sein erfüllt unser Herz. Wir werden berührt.

Wer oder was berührt uns dann? Es ist unsichtbar und wird in den Augen der Menschen sichtbar. Könnte das nicht Sinn sein? Ich denke das hat auch der kleine Tag erfahren. Im Alltäglichen das Besondere zu sehen. Eine Haltung aus Liebe und in der Liebe – Oder einfach „Kommt und seht“!


Bemerkenswertes

Bild erstellt mit DALL.E von OpenAI

Irgendwo Dazwischen – oder „Hier und Heute“ leben?

„Unser halbes Leben lang wollen wir etwas werden, was wir noch nicht sind, und wünschen uns herbei, was noch kommen soll. Das Entscheidende liegt ja noch vor uns, und das Wesentliche entwickelt sich erst.

Irgendwann einmal kippt dann plötzlich unsere Wahrnehmung. Wir sehnen uns nach dem zurück, was wir einmal waren, und bekommen glänzende Augen, wenn wir von den Erlebnissen und Fähigkeiten unserer Vergangenheit schwärmen können.

Wann genau hat dann eigentlich unser Leben stattgefunden?

Im Augenblick des Umschlags vom „Noch Nicht“ zum „Nicht Mehr“? Wenn wir es nicht verstehen, das als unser Leben anzunehmen, was wir „Heute und Hier“ leben, dann werden wir eines Tages enttäuscht feststellen, dass wir auch nicht mehr das sind, was wir einmal werden wollten.

(Hans Joachim Eckstein, ehemaliger Professor für Neues Testament an der Uni in Tübingen)


Wissenswertes

Gut zu wissen: Wir brauchen Veränderungskompetenz in Zwischenzeiten, die wir nicht nur in Büchern finden

Unterwegs sein und gleichzeitig innerlich gefestigt

Unterwegs sein und gleichzeitig orientiert sein, das scheint mir sinnvoll in Lebenszeiten von Zwischenräumen. Feste Wurzeln in sich zu tragen und gleichzeitig flexibel reagieren zu können. Innerlich fokussiert und Schritt für Schritt voran gehen. „Sowohl als auch“ ist hier das Überlebensprinzip, welches wir schon von alten spirituellen Lehren lernen können.

Prof. Jutta Heller, eine der bekanntesten Resilienz Trainerin für Menschen oder Organisationen, beschreibt es ähnlich.

Wenn wir uns in Spannungsfeldern zwischen dem Alten und dem Neuen, zwischen dem Bewährten und der Veränderung befinden, brauchen wir eine Veränderungskompetenz, die eine Bereitschaft und eine Fähigkeit zur Veränderungsgestaltung ausmacht. Sie schreibt dazu:

„Veränderungsbereitschaft fällt uns oft schwer, weil Veränderung eine neue, unsichere Zukunft mit sich bringt und bewährte Gewohnheiten in Frage gestellt werden. Oft hilft da, sich klarzumachen, dass nicht immer alles schwarz-weiß sein muss. Wir kommen am besten voran mit einer „Sowohl als auch Haltung“, die beides berücksichtigt und wertschätzt: das Alte und das Neue. Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie Wehmut empfinden beim Gedanken, etwas Liebgewonnenes aufzugeben – ein großes Projekt, eine Freundschaft, die Sicherheit eines Arbeitsplatzes… und genauso ist es ok, Unsicherheit und Angst zu empfinden angesichts dessen, was da auf uns zukommt und Großteils noch im Unbekannten liegt.“

Wenn wir in einem Zwischenraum sind und zwischen Altem und Neuen leben, dann sollten wir diese Zeit nutzen. Wir können darüber nachdenken, was bleiben soll oder was beendet werden kann. Oder wir nutzen die Zeit einfach einmal, um etwas Neues fehlerfreundlich auszuprobieren, kreativ zu sein, Ideen zu sammeln, sich mit ganz neuen Menschen in anderen Kontexten zu bewegen. Einfach machen. Einfach mal so.

Folgende Fragen können dabei helfen:

Was hat mich in der Vergangenheit getragen oder mir Zuflucht gegeben in schwierigen Zeiten?

Was soll bleiben? Was soll anders werden?

Was will ich loslassen lernen?

Was wollte ich immer schon einmal ausprobieren?

Worauf will ich mich focussieren? 

Was ist mir wirklich wichtig?

Welche nächsten Schritte will ich dann gehen?

Wer oder was hat mir in der Vergangenheit Mut gegeben, Neues auszuprobieren?


Wenn Du Deine Veränderungskompetenz testen willst, findest Du einen kostenlosen Test auf der Internetseite von Prof. Jutta Heller:

Selbsttest Veränderungskompetenz:https://juttaheller.de/service/test-veraenderungskompetenz/


Lesenswertes

Bewegendes Lebenszeugnis einer Sozialarbeiterin, Poetin und Mystikerin

Die Liebe ist unsere einzige Aufgabe

Madeleine Delbrél geb. 1904, gestorben 1964 war in jungen Jahren Atheistin, die radikal philosophisch und logisch unterwegs war. Ihr Zweifel und ihre Verzweiflung an der Welt verstärkte sich mit Nietzsches Aufschrei vom Tod Gottes und verstärkte ihren eigenen Nihilismus. Wie sie zum christlichen Glauben fand und das Evangelium als Buch ihres Lebens entdeckte, davon erzählt dieses Buch. Auch sie hat manche Zwischenräume der Ungewissheit durchleben müssen, die sie in ihrer Kreativität gefördert haben.

In Allem ist die Liebe unsere einzige Aufgabe, wie der Buchtitel so einfach vermittelt.


Hörenswertes

Im Alltäglichen das Besondere sehen – für einen Tag

Der kleine Tag

(Buch von Wolfram Eicke – Musical von Rolf Zuckowski)

Das Kindermusical kann auch uns Erwachsenen bewusst machen, Vorfreude auf das zu Erwartende zu entwickeln, Mutig jeden Tag zu nutzen, und achtsam wahrzunehmen was heute wichtig ist.

Das Hamburg Journal hat es in einen kleinen Beitrag zusammengefasst zum 25. jährigen Jubiläum des Musicals: Hier einfach mal reinschauen – (2,32 Minuten)

https://www.ardmediathek.de/video/hamburg-journal/der-kleine-tag-zuckowskis-musical-feiert-25-geburtstag/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9kZDU4NTFhZi0yODYwLTQ3YTUtYTk1MC0xMjRmOWE1YWE4YzU


Liebenswertes

Václav Havel, ein tschechischer Dichter, der zugleich Visionär und Bürgerrechtler war und schließlich sogar Staatspräsident wurde. Václav Havel kämpfte gegen das totalitäre sozialistische System und für die Begründung einer „Bürgergesellschaft“ nach der „Samtenen Revolution“ von 1989. Am Ende seines Lebens kämpfe er gegen den Krebs.

Václav Havel gewann nicht jeden Kampf, aber er verdeutlichte mit seinem Leben, wozu wir fähig sind, wenn wir annehmen, was Gott uns geben will. Wenn wir Gott unser Leben anvertrauen, gewinnen wir auch in Zwischenzeiten an Entschlossenheit, Zuversicht und Hoffnung. Er zeigte uns, dass wir mehr sein können als das, was wir äußerlich sind.